Von den Piraten geprägt – mit den Grünen weiter für Gunzenhausen
Ich, Peter Reitmaier, Stadtrat in Gunzenhausen, bin aus der Piratenpartei ausgetreten und seit dem Mai 2025 Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen. Dies ist kein Bruch, sondern eine Fortsetzung meines politischen Weges. Ein Weg, der mich über die Piraten geprägt und gelehrt hat, Politik mit Haltung und Transparenz zu gestalten – und der mich jetzt aus Verantwortung zu den Grünen führt.
Wie alles begann: Eine Wahl ohne Wahl
Mein Weg in die Politik begann 2018. Auslöser war die Landratswahl 2017, als Gerhard Wägemann ohne Gegenkandidaten zur Wahl stand. Auf dem Stimmzettel gab es nur ein Kreuz. Für mich war das ein symbolischer Tiefpunkt demokratischer Wahlkultur. Nur die Piratenpartei versuchte damals, diese Wahl nicht zur Formsache verkommen zu lassen. Sie sammelte Stimmen für einen eigenen Kandidaten, scheiterte aber knapp. Dies hat mich beeindruckt und ich ging spontan zum Piraten-Stammtisch – und wurde bald darauf Mitglied, Kreisvorstand, Landtagskandidat und wenig später Stadtrat.
Die Piraten: Meine politische Schule
Die Piratenpartei war für mich mehr als ein Parteibuch. Sie war eine politische Schule, in der ich lernte, wie Demokratie auf Augenhöhe funktioniert: durch Transparenz, durch digitale Beteiligung, durch das Ernstnehmen von Bürgerinnen und Bürgern.
Ich danke der Piratenpartei für viele prägende Jahre, in denen ich wachsen konnte – als Mensch und als Politiker. Ich habe in dieser Zeit gelernt Verantwortung zu tragen, aber auch, für meine Überzeugungen einzustehen.
Ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben: den Aufbau eines kommunalpolitischen Standbeins in Gunzenhausen.
Mein Einsatz gegen die Umgehung
Noch bevor ich 2020 in den Stadtrat einzog, engagierte ich mich gegen die geplante Umgehungsstraße von Schlungenhof. Als einer der wenigen unterstützte ich öffentlich das Bürgerbegehren für ein alternatives Verkehrskonzept.
Die Menschen gaben uns recht: Über 80 % der Wählerinnen und Wähler lehnten die Umgehung ab – ein klares Zeichen für nachhaltige Verkehrspolitik statt weiterer Versiegelung. Dieses Engagement hat wesentlich dazu beigetragen, dass ich bei der Kommunalwahl 2020 als erster Pirat in den Gunzenhäuser Stadtrat gewählt wurde. In meinem Heimatort Laubenzedel erreichte ich sogar 25 % als Bürgermeisterkandidat.
Als Stadtrat in Gunzenhausen
In den vergangenen fünf Jahren habe ich mich im Stadtrat als Einzelvertreter ohne Fraktion eingebracht – mit klaren Positionen und konkreten Vorschlägen. Ich habe mich für eine stärkere Bürgerbeteiligung eingesetzt, etwa durch die Einführung einer offenen Bürger-Sprechzeit in jeder Sitzung. Ich habe mich für mehr soziale Teilhabe ausgesprochen, unter anderem durch Familienkarten für städtische Bäder. Auch in Fragen der Personalpolitik habe ich mich engagiert – etwa bei Vorschlägen zur Motivation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung.
Darüber hinaus war ich ein entschiedener Verfechter einer transparenten Haushaltsführung und habe in meinen Reden immer wieder darauf hingewiesen, dass der Stadtrat nicht zur bloßen Abnickrunde verkommen darf. Ich habe mich konsequent für soziale Gerechtigkeit, Jugendförderung, Klimaschutz und digitale Mitbestimmung eingesetzt – immer mit dem Ziel, Politik vor Ort greifbar und gestaltbar zu machen.
Warum ich gehe
Dass ich die Piratenpartei nun verlasse, ist kein Zeichen der Enttäuschung, sondern der Realität. Die Partei hat bundesweit stark an Sichtbarkeit verloren. Hinzu kommt, dass es die gemeinsame Liste mit den Linken, die damals einen Antritt ermöglicht hatte, faktisch nicht mehr gibt. Eine neue Liste würde bedeuten, die Hürde der Unterstützungsunterschriften nehmen zu müssen: 180 Bürgerinnen und Bürger müssten ihre Unterschrift persönlich im Rathaus leisten. Diese organisatorische Herausforderung ist kaum zu bewältigen.
Politik lebt von Menschen, nicht von Logos. Und deshalb war klar: Wenn ich Verantwortung weitertragen will, brauche ich ein Umfeld, das das möglich macht.
Warum jetzt die Grünen
Die Entscheidung, mich Bündnis 90/Die Grünen anzuschließen, ist das Ergebnis einer Entwicklung, nicht eines Stimmungswechsels. In den vergangenen Jahren habe ich oft mit den Grünen im Stadtrat zusammengearbeitet – sachlich, konstruktiv, zielorientiert.
Viele meiner Kernthemen finden dort nicht nur Gehör, sondern politische Heimat. Die Grünen stehen für eine Verkehrswende, die mehr bedeutet als Fahrradstreifen auf alten Straßen; für eine sozial gerechte Stadtentwicklung, die Wohnen nicht dem freien Markt überlässt; für eine klare Klimapolitik, die auf kommunaler Ebene beginnt und nicht bei Symbolpolitik aufhört. Sie setzen sich für moderne Formen der Bürgerbeteiligung ein, für Digitalisierung, für ein respektvolles Miteinander aller Generationen – und für genau die Art von Politik, die ich bisher im Alleingang vertreten habe.
2026: Neue Liste, gleiche Haltung
Ich werde 2026 bei der Kommunalwahl für Bündnis 90/Die Grünen kandidieren. Gemeinsam mit einer engagierten Gruppe will ich Gunzenhausen weiterentwickeln – als lebenswerte, gerechte und zukunftsfähige Stadt. Ich setze mich weiterhin dafür ein, dass politische Entscheidungen transparent getroffen und erklärt werden. Ich will eine Stadt, in der junge Menschen mitgestalten können, in der Familien bezahlbaren Wohnraum finden, in der ältere Menschen nicht vergessen werden – und in der auch die Ortsteile nicht als Randlage behandelt, sondern als integraler Teil verstanden werden.
Ich kämpfe für ein Verkehrskonzept, das Menschen bewegt statt nur Autos. Für grüne Quartiere, die bezahlbar sind. Für einen öffentlichen Raum, der allen gehört. Für ein Gunzenhausen, das nicht erst auf den Klimawandel wartet, sondern selbst handelt.
Respekt und Verantwortung
Trotz meines Wechsels werde ich, wie in den vergangenen Jahren, beim Bürgerfest in Gunzenhausen noch ein letztes Mal am Stand der Piratenpartei mithelfen. Die Piraten stellen dort traditionell ihre beliebte Piratenhüpfburg auf. Ich lade alle Bürgerinnen und Bürger herzlich ein, mich dort anzusprechen und ins Gespräch zu kommen. Auch dieser Abschied soll ein offener Dialog sein.
Der Wechsel in die neue Partei bedeutet zudem noch keinen formalen Fraktionswechsel im Stadtrat. Ob und wann ich mich in der laufenden Legislatur der Fraktion der Grünen anschließe, werde ich in den kommenden Wochen und Monaten sorgfältig abwägen.
Ich gehe diesen Weg mit Respekt vor dem, was war – und Verantwortung für das, was kommt. Und ich freue mich, wenn viele mich dabei begleiten. Ich danke der Piratenpartei für alles, was sie mir gegeben hat.
Ich bleibe klar, bürgernah und streitbar – jetzt mit neuer politischer Heimat. Für ein Gunzenhausen, das nicht nur verwaltet, sondern gestaltet.
Peter Reitmaier
Stadtrat in Gunzenhausen
Ortssprecher von Laubenzedel
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