Gunzenhausen – Es ist wahrlich ein ambitioniertes Projekt, 50 Hektar werden für ein Rechenzentrum von Hetzner Online samt eigener PV-Anlage benötigt. Hier müssen zu Recht erstmals sämtliche Warnglocken angehen. Können wir so viel Fläche in Gunzenhausen opfern? Schließlich gilt es besonders in Bayern – wo täglich 13 Hektar verbraucht werden – Flächenversiegelung auf das Nötigste zu reduzieren.
Hier müssen zunächst alle Fakten betrachtet werden. Rechenzentren sind für uns alle und der fortschreitenden Digitalisierung unabdingbar geworden. Bei deren nötigen Ausbau sollte auch der immense Stromverbrauch betrachtet werden. Am besten ist es, wenn wir den Strom hierfür vor Ort und umweltfreundlich erzeugen. Von den geplanten 50 Hektar sind daher 35 Hektar für eine eigene Photovoltaik-Freiflächenanlage vorgesehen.
Freiflächenanlagen haben unter den PV-Anlagen aktuell einen sehr schlechten Ruf, doch ist deren Umweltbilanz weit besser als allgemein angenommen. Sie können im Vergleich zu Dachflächen optimal ausgerichtet werden und erreichen daher einen bis zu 30 Prozent höheren Ertrag. Ähnlich verhält es sich mit der Lebensdauer der Anlage. Durch die besseren Wartungsmöglichkeiten kann mit ungefähr 40 Jahren und damit deutlich länger als mit einer Dachanlage gerechnet werden.
Eine echte Versiegelung der Fläche findet zudem kaum statt. Während des Betriebes können weiterhin bestimmte Pflanzen und Tiere in einem geschützten Umfeld gedeihen. Der Boden wird im Betrieb und bei einem möglichen Rückbau nicht belastet und muss kaum entsiegelt werden. Hinsichtlich Biodiversität ist eine Photovoltaik-Freiflächenanlage deutlich wertvoller als Mais-Monokulturen für Biogasanlagen.
Es können auch weitere Bauformen für die PV-Anlage geprüft werden. Sogenannte Agri-PV-Anlagen machen es möglich, Energieerzeugung und landwirtschaftliche Nutzung auf der gleichen Fläche zu kombinieren. Diese Form könnte auch einen guten Kompromiss für die ortsansässigen Landwirte darstellen. Ohne deren Zustimmung wird das Projekt ohnehin nicht realisierbar sein.
Ein Rechenzentrum braucht nicht nur Strom, es erzeugt auch eine große Menge an Abwärme. Für eine noch bessere Umweltverträglichkeit müsste diese Wärme in einem Nahwärmenetz im direkten Umfeld genutzt werden. So könnte zum Beispiel das Baugebiet in Aha damit versorgt werden. Auch solche Maßnahmen sind für eine Akzeptanz der Bevölkerung ausschlaggebend und müssen auf Machbarkeit geprüft werden.
Ein Schlüssel für die Akzeptanz scheint hier die Nahversorgung für den Ortsteil Unterwurmbach zu sein. Daher muss jetzt nochmal ernsthaft die Suche nach einem geeigneten Standort für einen Supermarkt begonnen werden. Ist dies nicht möglich oder gibt es aus wirtschaftlichen Gründen keinen Betreiber für einen solchen Markt, kann auch die Stadt als Betreiber eines kleinen oder mittleren Marktes am besten innerorts agieren. Dies wird bereits in vielen Gemeinden ohne eigenen Supermarkt gelebt. Größter Vorteil ist hier, dass eine Gemeinde oder Stadt nicht an eine Gewinnmarge gebunden ist.
Die Stadt Gunzenhausen und die umliegenden Ortsteile könnten immens von diesem Projekt profitieren. Nach einer Abschreibungsphase darf mit hohen zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen gerechnet werden, gleichzeitig benötigt ein Rechenzentrum qualifizierte Mitarbeiter und schafft damit gut bezahlte Arbeitsplätze in Gunzenhausen. Daher gilt es nun, dieses Projekt für die Zukunft der Stadt gemeinsam zu realisieren.
Stadtrat Peter Reitmaier für den Kreisverband der Piratenpartei Ansbach/Weißenburg-Gunzenhausen
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