Ackerflächen erhalten mit Agri-PV-AnlagenLandwirte kämpfen zunehmend mit der Herausforderung, dass Ackerflächen rar werden. Ein Grunddafür ist die stärkere Bebauung durch neue Siedlungen und Straßen. Aber auch die Energiewendebenötigt immer mehr Flächen zur Ökostromerzeugung. Hier stellt sich aber zu Recht die Frage: Sollen wir tatsächlich die ohnehin knappen Äcker für Nahrungsmittel Solaranlagen opfern?
PV-Anlagen sind eine der großen Säulen für ein klimaneutrales Energiesystem. Sie erzeugen direktCO2-neutrale Energie ohne Umwege und Verluste, wie etwa bei Biogasanlagen und die hier für nötigen Energiepflanzen. Mit Hinblick auf die aktuell installierte PV-Leistung in Deutschland, kannfür ein Gelingen der Energiewende von einem 10-fachem Bedarf ausgegangen werden. Dies ist nurmit Dachflächen und ohne einen Ausbau von Freiflächenanlagen nicht realisierbar. Es braucht also Lösungen, die eine PV-Produktion und gleichzeitige landwirtschaftliche Nutzung nichtausschließen. Solche Lösungen sind sogenannte Agri-PV-Anlagen. Dadurch wird es möglich, PV-Leistung auszubauen und gleichzeitig fruchtbare Ackerflächen zu erhalten.
Die intelligente Doppelnutzung hat das Potenzial, der zunehmenden Verknappung von Nutzflächenentgegenzuwirken. Landwirte erhalten die Möglichkeit für eine neue Einkommensquelle, ohnedabei die Produktivität ihrer bisherigen Flächen zu verlieren. Darüber hinaus könnte diese Technologie dem Landwirt helfen, den Klimawandel besser zu meistern. Denn Agri-PV bietetSchutz vor zur hoher Sonneneinstrahlung, Hitze, Trockenheit, Hagel und je nach Bauform nochweiteren Möglichkeiten: Verminderung der Winderosion, Nutzung Unterkonstruktion für Schutznetze oder -folien, Optimierung der Lichtverfügbarkeit, Sammeln von Regenwasser und eineintegrierte Bewässerungsanlage. Die Erzeugung des Solarstromes profitiert von der besserenkonvektiven Kühlung der Solarmodule und erhöht somit deren Wirkungsgrad.
Agri-PV-Anlagen für Weide- und Wiesennutzung sind relativ einfach zu realisieren, benötigen keineoder nur geringe Anpassungen im Vergleich zu normalen Freiflächenanlagen. Wohingegen Anlagenfür Kulturpflanzen angepasste Unterkonstruktionen benötigen. Hier sind hoch aufgeständerte Bauformen mit einer Durchfahrtshöhe von 5 Metern und Reihenbreiten von 12 bis 18 Meternbereits realisiert, somit könnte auch Mais oder Getreide angebaut werden. Die Unterkonstruktionkann starr, aber auch mit beweglichen Achsen für ein flexibleres Lichtmanagement ausgeführtwerden. Um die wertvollen landwirtschaftlichen Böden zu erhalten, werden keine permanenten Betonfundamente erstellt und während der Bauphase verhindern Baustraßen eine Bodenverdichtung.
Agri-PV-Anlagen sind besonders dann interessant, wenn sie in die dezentrale Energieversorgungintegriert werden, um den Solarstrom zur Eigenversorgung oder für Prozesse mit höherer Wertschöpfung zu nutzen. So wäre diese Form für Projekte, wie dem geplanten Rechenzentrum der Firma Hetzner in Gunzenhausen, besonders interessant. Die Agri-PV-Geschäftsmodelle sind vielfältig und lassen sich in vier Funktionen unterteilen: In die Bereitstellung der Fläche, in dielandwirtschaftliche Bewirtschaftung, der Bereitstellung des PV-Systems und den Betrieb der Anlage. Diese Funktionen können von einer Partei, aber auch von verschiedenen Parteien übernommen werden. So sind diverse Vertragsmodelle denkbar, der Besitz und die Bewirtschaftungder Flächen könnte von den bisherigen Landwirten fortgesetzt und der Bau und der Betrieb der PV-Anlage von einem Investor durchgeführt werden. Das Ganze verpackt in Pachtverträge, ähnlich wiebei Windkraftanlagen. Für Landwirte könnte dies höhere Einnahmen, ohne finanzielles Risiko,bedeuten.
Peter Reitmaier – Stadtrat Gunzenhausen der Piratenpartei
Sehr geehrter Herr Reitmaier,
danke für Ihren Artikel, er ist lesenswert und mag auf bestimmten Ackerflächen auch realisierbar und sinvoll sein. Bei den Bürgern entsteht ein falscher Eindruck, als würden sich die Landwirte in Aha und Unterwurmbach gegen Photovoltaik stellen. Das stimmt so nicht. Jeder Landwirt, kann eine PV-Freilandanlage, wenn er davon überzeugt ist, auf seinen eigenen Ackerflächen auch umsetzen, letztendlich muss er damit wirtschaftlich klarkommen und seine steuerlichen Aspekte berücksichtigen, es bleibt dem Landwirt selber überlassen, ob er die Fläche devensiv oder intensiv nutzen möchte. Bei den betroffenen Landwirten geht es aber um den Verkauf ihrer Ackerflächen an einen Großinvestor, das ist ein gänzlich anderer Sachverhalt. Man soll sein Eigentum abgeben, damit ein anderer darauf seine Vorstellungen realisieren kann. Die Eigentumsverhältnisse ändern sich zum Nachteil der Landwirte. Ich habe dazu einen offenen Brief an alle Stadtratsmitglieder geschrieben. Der Staat sollte erst selbst als Vorbild vorangehen und all seine eigenen Flächen, die geeignet sind, mit PV-Anlagen bebauen, bevor man andere dazu zwingen möchte. Die betroffenen Ackerflächen sind sehr fruchtbare Böden und in der Flur einmalig, da bleibt nichts brachliegen. Die angestrebte PV-Freilandanlage zum Betrieb eines Rechenzentrums erzeugt niemals die erforderliche Energiemenge, das ist eher als Marketing, als „Greenwashing“ zu sehen. Das läst sich rechnerisch nachweisen. Das Gewerbegebiet Scheupeleinsmühle ist ein Frevel an der Natur und sollte nicht mehr erweitert werden. Es gibt keine Energiewende, Energie lässt sich nur in eine andere Form umwandeln und zwar mit Verlusten, der Wirkungsgrad drückt dies aus. Wenn wir wirklich etwas tun wollten, dann müssten wir den Energieverbrauch spürbar zurückfahren und nicht immer weiter ausdehen. Wir verhalten uns genau gegenteilig, z. B. E-Auto, Digitalisierung, Smart-Home usw. So werden wir das Klima nicht retten, da hilft auch kein ökologischer Strom. Bitte lesen Sie meinen Brief. Ich freue mich auf Ihre Antwort.
Hallo Herr Frickel,
vielen Dank für ihr Kommentar. Ich denke der Eindruck, dass sie Grundsätzlich gegen PV-Anlagen wären, entsteht nicht, nur das sie große Probleme damit haben ihr Land zu verkaufen und dies kann ich gut verstehen. Daher mein Vorschlag zu Agri-PV, die neben der dualen Nutzung, auch Vertragsarten zulassen, die einen Verkauf nicht zwingend nötig machen. Dies gilt natürlich nur für die Freifläche und nicht für das Rechenzentrum. Die Energiemenge wird nicht ausreichen, die PV-Anlage wird aber einen großen Teil dazu beitragen, optimal wäre noch eine Ergänzung mit Speichern. Energie lässt sich nur umwandeln, aber der Wirkungsgrad von dezentral erzeugter und direkt genutzter Energie ist unschlagbar. Das Thema ist aber sehr komplex, dass wir gerne – wie bereits in meiner Mail vorgeschlagen – in einem persönlichen Gespräch weiter erörtern können.
Freundliche Grüße
Peter Reitmaier